Montag, 26. November 2012

Polizeihund greift Kinder an

Nürnberg (dapd-bay). Der Polizeihund, der am Sonntag im mittelfränkischen Allersberg auf sechs Kinder losgegangen ist und sie zum Teil erheblich verletzt hat, hätte womöglich nicht unangeleint herumlaufen dürfen. Der Ausbildungsstand des belgischen Schäferhundes habe dies offensichtlich noch nicht zugelassen, betonte der Polizeivizepräsident von Mittelfranken, Roman Fertinger, am Montag auf einer Pressekonferenz in Nürnberg. Das Tier habe vor vier Wochen erst eine Vorprüfung zum Schutzhund absolviert. Warum die als erfahren geltende Hundeführerin, die mit dem zweijährigen Rüden bereits das zweite Tier ausbildete, keine Kontrolle mehr über den Hund gehabt habe und wie weit sie von ihm weg gewesen sei, als er auf die Kinder losging, müsse noch ermittelt werden. "Er ist ihr entglitten", sagte Fertinger. Den Angaben nach arbeitet die 41-jährige Beamtin seit neun Jahren in der Hundestaffel und kümmerte sich seit März um den zweijährigen Rüden Cabil. Am Sonntag fuhr sie nach Allersberg in den Landkreis Roth, um mit dem Hund für weitere Prüfungen zu trainieren. Dies sei nicht verboten, betonte der Leiter der Zentralen Diensthundestaffel Mittelfranken, Norbert Hofmayer. Wenn ein Hund von der Leine gelassen werde, müsse aber immer sicher gestellt sein, dass der Hundeführer die volle Kontrolle über das Tier habe, betonte er. "Es soll keinen Schaden anrichten können", betonte Hofmayer. Aus bisher nicht geklärten Umständen war Cabil aber plötzlich auf eine Pferdekoppel gerannt, auf der die drei Jungen und drei Mädchen im Alter von fünf bis neun Jahren spielten, und biss sofort zu. Die Kinder seien im Bereich der Oberschenkel und im Unterleib verletzt worden, schilderte Fertinger. Zwei von ihnen - ein Junge und ein Mädchen - seien deshalb auch am Montag noch im Krankenhaus stationär behandelt worden. "Wir bedauern diesen Vorfall außerordentlich", betonte Fertiger. Den betroffenen Familien solle unbürokratisch Hilfe zukommen. "Wir wollen alles aufklären, weil wir solche Fälle künftig vermeiden wollen", sagte er. Dass ein Schutzhund, der nach seiner Ausbildung zur Vermisstensuche aber auch zum Schutz seines Führers, etwa bei Demonstrationen, eingesetzt werde, unvermittelt auf Menschen losgehe, sei eine "neue Situation" erklärte Fertinger. Erst Anfang Mai war es in Bayern schon einmal zu einem Zwischenfall mit einem Polizeihund gekommen: Damals war ein Polizeihund bei Waldmünchen in der Oberpfalz auf eine 75 Jahre alte Passantin losgegangen und hatte ihr ins Bein gebissen. Die Polizei geht von einem Fehlverhalten der 41-Jährigen aus und hat ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der mehrfachen fahrlässigen Körperverletzung gegen sie eingeleitet. Bis zur Klärung des Sachverhaltes wird die Beamtin in einem anderen Dienstbereich eingesetzt. Zudem werden dienstrechtliche Maßnahmen geprüft. Der Hund ist derzeit in einem Zwinger untergebracht. Ein Sachverständiger prüft nun, ob das Tier eingeschläfert werden muss. In einer Mitteilung des bayerischen Innenministeriums äußerte auch Minister Joachim Herrmann (CSU) sein Bedauern über die Beißattacke und teilte mit, sich in einem Brief an die Eltern der Kinder für den Vorfall entschuldigt zu haben. Gleichzeitig kündigte er an, die Ursachen und Hintergründe des Vorfalls vorbehaltlos aufzuklären. dapd 

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