Im Kürnach-Bach bei
Estenfeld (Lkr. Würzburg) ist es erneut zu einem Fischsterben gekommen.
Verantwortlich für den Tod der Fische ist nach Ermittlungen der Polizei
und der Wasserschutzpolizei Würzburg ein Defekt an einem
Regenrückhaltebecken.
Umweltschützer berichten von mehreren Dutzend toten Bachforellen, die
am Mittwoch (01.05.13) im Bach trieben. Teils seien sie schon verwest
gewesen, das Ereignis das zu ihrem Tod geführt habe, müsse also mehrere
Tage zurück liegen. Vermutlich nach einem Starkregen waren größere
Mengen ungeklärten Abwassers direkt in die Kürnach gelangt.
Gemeinde lehnt Becken-Umbau ab
Die Gemeinde Estenfeld hatte eine technische Modifizierung ihres
Regenrückhaltebeckens in der Vergangenheit stets als unnötig abgelehnt
und auf ein entsprechendes Gutachten verwiesen. Bürgermeister Michael
Weber war am Donnerstag (02.05.13) nicht für eine Stellungnahme
erreichbar. Der Defekt am Rückhaltebecken ist nach Angaben der Gemeinde
mittlerweile behoben. Ob damit künftig Gewässerverunreinigungen
ausgeschlossen sind, ist unklar.
Immer wieder Fischsterben in der Kürnach
Schon mehrfach waren in der Vergangenheit massenhaft Fische in dem
kleinen Mainzulauf verendet. Experten hatten festgestellt, dass die
Fische in Folge von Sauerstoffmangel erstickt waren. Im Bach und an den
Abwasser-Ausflüssen hatten die Umweltschützer stinkenden schwarzen
Schlamm, Toilettenpapier und andere Hygieneartikel entdeckt.
Naturschützer hatten schon damals das Regenrückhaltebecken in Estenfeld
im Verdacht.
Quelle: BR
Bericht 2012:
28.09.2012
Estenfeld (Lkr. WÜ) Was tun mit der toten Kürnach?
Seitdem Schadstoffe aus dem Regenüberlaufbecken
von Estenfeld (Lkr. Würzburg) in die Kürnach geflossen sind, ist der
Bach am Ende. Während die Staatsanwaltschaft nach den Schuldigen
ermittelt, suchen Umweltschützer nach ökologischen Lösungen.
Ein "besonderes Stück Naherholung" - so wird der Bachrundweg
Kürnach-Pleichach auf der Internetseite der Gemeinde Kürnach
angepriesen. Von "murmelnden Bachläufen" und "der kostbarsten Ressource
Wasser" ist die Rede. Vor Ort, am Bach, kann sich der geneigte
Spaziergänger an einer solarbetriebenen Infotafel sogar Tierstimmen
anhören. Aber die Idylle trügt.
Faulschlämme im Untergrund
Idyllisch, aber ökologisch am Ende: die Kürnach
Schon einige Kilometer flussabwärts gibt es kein klares Wasser mehr
in der Kürnach. Immer noch leidet sie unter den Folgen einer
ökologischen Katastrophe vor einem Jahr, als Abwasser aus dem
Regenüberlaufbecken bei Estenfeld in den Bach geflossen ist.
Entsprechend betrübt watet Matthias Hampl in brusthoher Anglerhose durch
das Wasser im Würzburger Stadtteil Lengfeld. Mit einer Schaufel
stochert der offizielle Pächter der Kürnach im Bachgrund und befördert
schwarzen stinkenden Schlamm zu Tage."So ein Untergrund bedeutet den Tod
für einen Bach", erklärt Hampl. "Das sind Faulschlämme und Gase, da ist
für Fische oder Insekten kein Überleben möglich."
Giftwasser statt vorgereingtes Wasser
Der Grund für das Fischsterben in der Kürnach liegt für Matthias
Hampl auf der Hand: das Regenüberlaufbecken in Estenfeld. "Es wird
behauptet, dass es da ein Becken gibt, in dem sich der Regen und der
Schmutz ablagern sollen", meint Hampl. "Und angeblich fließt nur
vorgereinigtes Wasser würde in den Bach. Aber das funktioniert überhaupt
nicht." Rückhalt für seine These bekommt Hampel von Steffen Jodl,
Kreisgeschäftsführer Würzburg des Bund Naturschutz. "Hier gelangt
letztlich Giftwasser in die Kürnach", so Jodel. "Und dieses Problem muss
jetzt endlich gelöst werden."
Estenfeld sieht keinen Handlungsbedarf
Die Kritik der Naturschützer richtet sich vor allem an die Gemeinde
Estenfeld. Eine Forderung: Das Regenüberlaufbecken muss vergrößert
werden. Die Verantwortlichen der knapp 5.000-Einwohner-Gemeinde
bestreiten aber, dass es ein Problem mit dem Abwasser gibt.
Bürgermeister Michael Weber verweist auf ein bisher unveröffentliches
Gutachten: "Ein Ingenieurbüro hat festgestellt, dass unsere
Rückhaltemaßnahmen theoretisch auch für 10.000 Einwohner reichen würden.
Von der Technik her ist alles in Ordnung." Und so bleibt vorerst offen,
wie die Überlebenschancen der Kürnach verbessert werden sollen. Eine
eigene Kläranlage für Kürnach und Estenfeld hält der Bürgermeister für
unnötig.
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